Salzmann Bottet Koller Mlenek Masurovsky
Salzmann Bottet Koller Mlenek Masurovsky
Durch die großzügige Schenkung der Sammlerfamilie Renate & Wolfgang Biering konnte unsere Salzmann/Bottet/Salzmann Sammlung um bedeutende Werke der Künstlerfamilie und weiterer zeitgenössischer Künstler erweitert werden.
Die Ausstellung konnte am 01.Oktober 2021 eröffnet werden. (Bilder in der Bildergalerie)
Raum 1 / Gottfried Salzmann und Nicole Bottet: Von den Anfängen
Gottfried Salzmann (*1943 in Saalfelden) gilt als einer der wichtigsten Aquarellisten nach 1945. Schon von Kindesbeinen an war Salzmann kunstinteressiert – Dürers Feldhase hing schon damals in seinem Zimmer. Das Aquarell soll ihn von Anfang bis zum Ende begleiten. Das Frühwerk umfasst neben den Aquarellen, auch vor allem die Kohlezeichnungen. Mittlerweile arbeitet der Künstler mit unterschiedlichsten Materialien und Techniken – er begründet die Drucktechnik Photeauforte (Mischung aus Druck und Fotoübermalung) – vor allem die Collagentechnik hat einen besonderen Stellenwert für ihn. Diese verbindet ihn mit seinem ungeplanten Zwischenstopp und jetzigen Heimat: Paris. Salzmann wurde durch die zentimeterdicken und teils schon abgerissenen Plakatewände für seine Collagen inspiriert.
Es hätte ihn nach dem Studium an der Angewandten in Wien nach London verschlagen sollen. Auf seiner Reise nach England blieb er schließlich in Paris hängen. Er schreibt sich an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts ein und lernt Nicole Bottet (*1942 in Pontoise) kennen. Man könnte die Künstlerin als Gegenstück zu Salzmann bezeichnen: in pastosen Pinselstrichen in Öl verschwimmen die Grenzen zwischen Abstrakten und Gegenständlichem. Stillleben und Landschaften fallen in ihr Repetoire. Ihr Werk ist gebunden an die Echtheit der Objekte – jedoch nicht in einer realitätsgetreuen Darstellung. Ihre Werke zeigen die Ästhetik des Simplen und Einfachen – im Wesen der Dinge. Alltägliche Gegenstände und Blumen sind bevorzugte Motive.
Weg von der Naturgebundenheit – rein in die Großstadt: Salzmann hinterfragt die klassischen Aquarell-Motive wie Landschaften und Veduten – in Aquarell und Collage. In diesen Techniken bildet er Metropolen, die ihre Dynamik aus den explosiven Farben und der kleinteilige Aufteilung erhalten. Die Metropolen werden in unterschiedlichen Perspektiven – präferiert jedoch aus der Vogelperspektive – präsentiert. Salzmanns Veduten kommen ohne ihre Bewohner aus und zeigen rein abstrakte, städtische Bausubstanz. Der Künstler erfasst das Wesen der Stadt über monumentale Bauten – Visionen der Zukunft festgehalten in Glas, Stahl und Beton.
Über die Collage bezieht er sich auch auf den kommerziellen Faktor innerhalb einer Stadt: Werbung. Diese wird in seinen Werken über die Technik der Collage als Werbetafeln in festgehalten. Salzmanns Stadtlandschaften sind urbanes Leben – ohne wirklich lebendige Subjekte. Genauso sprühen die Aquarelle Salzmanns nur so vor Lebendigkeit – ohne dass je eine lebendige Person durch ihre Landschaften streift. Diese Lebhaftigkeit ist der Farbe und deren Balance aus Tiefe und Leichtigkeit geschuldet. Dieses Prinzip ist auch bei den Kohlezeichnungen und Drucken bemerkbar. Dunkle Waldlandschaften oder Objekte wie Bäume kontrastieren mit den hellen, freigelassenen Flächen des Papiers. In weiterer Folge der Infragestellung des klassischen Aquarells und den gängigen Genres setzt Salzmann auf die Irritation und Provokation indem er klassische Sehkonventionen durch Verfremdungseffekte herausfordert – seine Serie „Spiegelungen“ zeigt einen Blick hinter den Spiegel und in neue Auffassungen der Realität.
Raum 2 / Salzmann2 – Bottet: Eine Künstlerfamilie
Aus dem Duo Salzmann – Bottet wurde eine junge Familie als Nieves Salzmann 1976 in Les Lilas zur Welt kam. Die Tochter von Gottfried Salzmann ist ihres Zeichens auch Künstlerin – unter anderem auch Fotografin oder Lehrerin – und arbeitet in ihrem Werk meist mit Öl auf Leinwand oder Holz, bedient sich auch gerne anderen Bildträgern wie Plexiglas. Sie arbeitet mit abstrakten Elementen, die sich in ihrer Komposition zu gegenständlichen Landschaften verwandeln. Diese Kompositionen werden vor allem durch die strikte Einteilung durch horizontale, vertikale und diagonale Linien dominiert. Somit führen beispielsweise endlose Asphaltstraßen, Brücken oder andere urbane Infrastruktur durch Landschaften im Nirgendwo oder es ergeben sich gänzlich abstrakte Zusammenstellungen. Mit dem pastosen Auftrag kreiert die Künstlerin eine voluminöse Fläche und lässt das Motiv vom zwei- in den dreidimensionalen Raum treten – es agiert mit dem eigenen Volumen im Raum. Sie setzt nicht nur auf Tafelbilder, sondern bringt ihre Werke installationsartig gänzlich in den Raum (siehe Mobile) – dabei verzichtet sie nicht auf das Medium des klassischen Tafelbildes, sondern bildet Skulpturen aus Flächen.
Das Werk der drei Künstler*innen sollte man auch im Kontext der besonderen Konstellation als Künstlerfamilie sehen. Während Nicole Bottet im Gegensatz zu Gottfried und Nieves Salzmann weniger auf unterschiedliche Techniken zurückgreift, trumpft sie durch eine vielfältige Motivauswahl auf, wobei Nieves Salzmann auch Menschen porträtiert. Vor allem Gottfried Salzmann entfaltet sich auch in der Verschiedenartigkeit seiner Bildträger und Mal- und Zeichentechniken immer wieder anders. Das Paar Salzmann – Bottet setzt ausschließlich auf Tafelbilder, Nieves Salzmann beschreitet hier einen Weg der sich neben ihren klassischen Tafelbildern auch in Richtung Installationen entwickelt. Das Werk der drei Künstler mag unterschiedlich in Motiven, Komposition und Technik erscheinen, jedoch verwischen sie die Grenzen zwischen Gegenständlichem und Gegenstandslosem.
Raum 3 / Väter wie Töchter – Töchter wie Väter
Nieves und Gottfried Salzmann nehmen das Urbane im Werk auf – die abstrakten, einsamen Landschafts- und Architektursysteme werden von Nieves Salzmann vor allem Auszugsweise und eher in einzeln gezeigt, während Gottfried Salzmann ganze Streifzüge durch urbane Welten vornimmt. Ihre Arbeitsweise überlässt nichts dem Zufall und für Spontanität ist in ihren genau geplanten Werken kein Platz. Wobei Nieves Salzmann eher auf gedeckte Farben, vor allem Grün- und Brauntöne wie auch auf die Nicht-Farben (Schwarz, Weiß, Grau) zurückgreift, zeigt sich ihr Vater Gottfried Salzmann als unberechenbar und lässt einerseit urbane Kompositionen in Farben erstrahlen oder hält sich in der Farbwahl eher bedeckt.
Raum 4 / Mlenek – Masurovsky – Koller – Deux
Hannes Mlenek
Geboren 1949 in Wiener Neustadt
Lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich
Gregory Masurovsky
Geboren 1929 in New York – gestorben 2009 in Paris
Ben-Ami Koller
Geboren 1948 in Oradea/Rumänien – gestorben 2008 in Montreuil bei Paris
Fred Deux
Geboren 1924 in Boulogne-Billancourt – gestorben 2015 in La Chatre